Andacht- und Predigt Archiv
Was schaut ihr in den Himmel?
Veröffentlicht am Fr, 19.05.2023
von Katrin Sältzer
Pfarrerin, Evang. Kirchengemeinde Kornwestheim - Pfarramt Heilig-Geist-Kirche
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An Ostern wird es schon schwieriger. Es geht um Leben und Tod. Dass wir sterben müssen und mit dieser Tatsache irgendwie – möglichst gut – leben, das haben alle Menschen gemeinsam. Auch wenn es so oft danach aussieht, als ob der Tod gewinnt – das Leben ist stärker.
An Himmelfahrt und Pfingsten wird es mystisch. Von Wolken, Tauben, Feuer und einem Geist wird berichtet. Die Botschaft wird in einer Geschichte erzählt, weil es dann anschaulicher ist. Jesus, der nach der Auferstehung wieder da war, aber anders als vorher, ist nun ganz weg – bei Gott. Nichts anderes bedeutet „Himmel“ als in Gottes Nähe und Einflussbereich zu sein. Für die Jünger heißt das, dass sie jetzt allein klarkommen müssen.
Damit finden sie sich plötzlich in einer Situation wieder, in der Sie und ich schon immer leben. Bisher war Jesus greifbar und körperlich nahe. Sie hatten sogar die Erfahrung gemacht, dass er wiederkam als sie schon dachten, mit seinem Tod sei alles aus. Danach durfte Thomas seine Wunden anfassen und gemeinsam brieten und aßen sie Fische am See Genezareth.
An Himmelfahrt ändert sich das. Ihnen bleibt, an dem festzuhalten, was sie gemeinsam erlebt und erfahren haben. Alle, die jetzt neu dazukommen, sind darauf angewiesen, dass sie ihnen die Geschichten von Jesus erzählen.
In der Erzählung zu Himmelfahrt in der Apostelgeschichte hört sich das dann so an: Zwei weiß gekleidete Männer erscheinen, nachdem Jesus weg ist. „Was steht ihr da und schaut in den Himmel?“, sagen sie zu den Aposteln.
Man kann es sich gut vorstellen: wie sie da stehen und nicht recht wissen, wie ihnen geschieht. Jetzt also doch allein – schon wieder eine Enttäuschung. Und dann noch diese zwei Gestalten, die ihnen ausreden wollen, mit einem Blick in den Himmel Jesus nachzusinnen. Wo es doch so gut war mit ihm. Zurück in die Welt sollen sie. Schauen, was um sie herum passiert und ganz da sein. Verantwortung übernehmen, so gut sie es vermögen.
Der Blick in den Himmel muss trotzdem manchmal sein. Um die Hoffnung zu nähren. Um uns zu erinnern, dass die Welt nicht alles ist. Um zu spüren, wo ich herkomme und wo ich hingehöre – zu Gott. Wenn beides zusammenkommt, wird es gut: ganz in der Welt sein und wissen, dass es mehr gibt, was uns Hoffnung macht.
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