Andacht- und Predigt Archiv
Das Bruttonationalglück
Veröffentlicht am Fr, 20.04.2012
von Martin Strecker
Diakon, Kreisdiakonieverband Ludwigsburg - Geschäftsstelle -
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Im Fernsehen wird ja von vielem berichtet. Auch in den Nachrichten. Neulich berichtete das „Heute Journal“ vom Bruttonationalglück des kleinen Staates Bhutan im Himalaya. Ja, das gibt es tatsächlich. In Bhutan wird weniger das Bruttoinlandsprodukt, als vielmehr das Bruttonationalglück gemessen und erforscht. Seit vielen Jahren ist das dort bereits geübte Praxis. – Eine irritierende Vorstellung, Glück zu messen.
Aber das ist schon etwas dran: Der wachsende Wohlstand, ein mehr an Geld, ein noch teureres Auto oder die neuestes Edel-Kücheneinrichtung – all das macht allein noch nicht glücklich. Das haben viele Menschen in der westlichen Welt in den vergangenen Jahrzehnten erlebt. Organisationen wie Attac suchen jenseits des Wachstum(-wahnsinns) nach neuen Kategorien des gesellschaftlichen Fortschritts. Auch die englische Regierung will, wie man hört, zukünftig das Wohlergehen ihrer Bevölkerung erforschen lassen – und zwar nicht nur anhand des materiellen Wohlstands.
Im Rahmen der Vesperkirche Ludwigsburg wurden Mitarbeiter/innen und Gäste gefragt: Was war für Sie Glück in der Vesperkirche? – Die Antworten waren sehr vielfältig. Beeindruckend waren etwa die Antworten der Ehrenamtlichen: „Es ist ein Glück, in der Vesperkirche seine Freizeit sinnvoll gestalten zu können.“ Oder: „Das Gefühl, gebraucht zu werden, das ist für mich das Glück.“ – Auch im Diakonieladen „Zweite Liebe“ in Kornwestheim engagieren sich inzwischen 16 Ehrenamtliche. Kirchennahe, Kirchenferne. In ganz unterschiedlichem Umfang und aus sehr vielfältigen Motiven.
Von vielen Ehrenamtlichen jeglichen Alters hören wir in der Diakonie immer wieder, dass sie sich gar nicht vorstellen konnten wie viel sie aus ihrem Engagement für sich herausziehen.
Glück kann man nicht herstellen, man muss es empfangen. Man kann sich daher fragen: Worauf kommt es denn dann an? Auf die Grundhaltung. Man kann Glück nicht suchen, es lässt sich aber vielmehr finden.
Diese Grundhaltung meint auch Jesus mit seinen Aussagen zum Glück, den Seligpreisungen: Glücklich sind, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich. Glücklich sind, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie sollen satt werden. – Glück ist nichts, was wir durch Leistung erwerben, es wird uns durch Gott geschenkt. Das ändert unsere Sicht auf die Welt. Christinnen und Christen gehen davon aus, dass das Himmelreich mitten unter uns ist. Das heißt auch Glück lässt sich finden. Für manche im ehrenamtlichen Engagement für Menschen am Rande unserer Gesellschaft. Die gibt es auch in unserem materiell reichen Landkreis Ludwigsburg. – Wo finden Sie ihr Glück?
Diakon Martin Strecker
Geschäftsführer Kreisdiakonieverband
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