Andacht- und Predigt Archiv
Ausblick auf Ostern
Veröffentlicht am Fr, 16.03.2012
Am kommenden Sonntag wird in den beiden großen Kirchen der Sonntag „Lätare“ gefeiert. Das bedeutet: „Sich freuen“. Ich denke, das ist als Imperativ, als Aufforderung zu verstehen: „Freue dich“ oder „freut euch“. Es ist schon etwas Besonderes, dass mitten in der Passions-oder Fastenzeit, in der Christen vermehrt an das Leiden von Jesus denken, ein Sonntag diesen Namen bekommen hat. Die Leidenszeit von Jesus ist doch eher eine stille, besinnliche Zeit, in der laute Freude zurückstehen muss. Doch haben die Väter der Kirche sicher mit Bedacht mitten in der Fastenzeit diesen Freudenpunkt gesetzt. Mir kommt das vor wie wenn man bei einer sehr anstrengenden Bergtour, bei der manche Entbehrung ertragen werden muss, plötzlich nach einer Wegbiegung der Blick zum Gipfel frei wird. Auch wenn noch manche Anstrengung zu bewältigen sein wird, so sieht man doch das Ziel vor Augen und kann für einen Moment die Vorfreude genießen.
Das Ende der Leidenszeit von Jesus ist Ostern. Mitten in dieser Leidenszeit wird für einen Moment der Blick frei auf dieses Ziel. „Lätare“, „freut euch“, denn ihr wisst schon vom Ende dieser langen und schweren Leidenszeit. Freilich steht erst noch das Gedenken an die Verhaftung von Jesus bevor. Freilich kommt erst noch die Beschäftigung mit dem schrecklichen Tod am Kreuz, dessen Christen an Karfreitag gedenken. Aber wir kennen schon das Ende der Geschichte: Es blieb nicht bei der Nacht des Todes. Es blieb nicht bei den Schmerzen des geschundenen Jesus. Der Tod hat nicht das letzte Wort. Das letzte Wort hat Gott. So ist „Lätare“ schon ein kleines, vorweggenommenes Osterfest.
Dies alles gilt nicht nur für das Geschehen um Kreuz und Tod von Jesus, das sich vor bald 2000 Jahren zugetragen hat. Dies gilt auch für uns selbst, für unser Leben, für unseren eigenen Tod. Auch da hat Gott das letzte Wort. Wer an Jesus glaubt, sieht schon jetzt über den Tod hinaus. Er hat einen Blick über die Grenzen des Lebens, die Grenzen unserer Welt und die Grenzen der Geschichte hinaus.
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