Andacht- und Predigt Archiv
Aids am ersten Advent
Veröffentlicht am Sa, 29.11.2008
Manchmal lohnt sich das Warten. Und dann ist es plötzlich vorüber: dieses lähmende Gefühl, als gebe es keine Chance. Wie weggeblasen. Die Betroffenen kriechen wieder aus ihren Zim-mern. Es gibt Kaffee und Kuchen. Sie können wieder lachen. Wir umarmen uns. Einer be-glückwünscht die andere. Und jeder ist ein bisschen stolz.
Erst 10 Tage ist das her. Wir hatten erfahren, dass die AIDS-Krankenwohnung in Ludwigsburg nicht aufgelöst wird. Die Vertreter vom Landratsamt und vom Deutschen Roten Kreuz haben eine mutmachende und richtungsweisende Entscheidung getroffen – nachdem es in den Wochen davor noch ganz anders ausgesehen hatte…
Freilich: Warten ist das eine. Daneben steht zugleich das gemeinsame, engagierte Eintreten all derer, denen diese AIDS-Arbeit in Ludwigsburg und weltweit am Herzen liegt. Es geht um die Menschen, die in diesem Haus mit insgesamt 6 AIDS-Kranken für sich eine Herberge gefunden haben und nirgends anders mehr leben wollten.Morgen ist 1.Advent und übermorgen Welt-AIDS-Tag. Passt das zusammen? Ich meine Ja.Die Adventszeit ist von ihrem christlichen Ursprung her eine Zeit des Wartens. Warten auf Jesus, den Christus. Warten, dass er sich auf den Weg macht zu uns. Dass sein Licht auch zu uns, zu mir hereinscheint. Deshalb stellen viele bis heute Lichter auf in diesen Tagen. Weil die Sehnsucht nach mehr Licht und Freude im Leben groß ist.Die Sehnsucht danach, auch im nächsten Jahr eine feste Bleibe in ihrer Wohngemeinschaft zu haben, war groß bei den Mitarbeiter/innen und den betroffenen AIDS-Kranken. Und die spür-bare Solidarität vieler anderer mit ihnen, einschließlich der Entscheidungsträger, hat die Glut dieser Sehnsucht immer neu entfacht.So ist das Warten im Advent im Grunde kein passives Warten. Es lebt von der Sehnsucht vie-ler, die sich dabei zusammenschließen. Von den Kerzen, die sie füreinander entzünden, den Liedern, die sie gemeinsam singen, dem Mut, den sie sich gegenseitig zusprechen und der Hoffnung die sie gemeinsam mit sich tragen. Die Hoffnung lautet: Gott kommt. Und seine Ankunft ist unsere Zukunft.
Die wöchentlichen Andachten
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