„Wir treffen uns am Erntedankaltar!“
Veröffentlicht am Fr, 07.10.2016
von Hans-Martin Brombach
Pastor / Evang. Method. Kirche, Sonstige Dienste
Es ist einfach ein unübersehbarer markanter Punkt mitten im Trubel des Volksfestes. Wer weiß schon, dass diese Fruchtsäule seit nun schon fast 200 Jahren an das erste Erntedankfest auf dem Wasen erinnert.
Im Jahre 1816 war durch eine Naturkatastrophe ein großer Teil der Ernte in ganz Europa zustört. Eine große Hungersnot war die Folge. Als dann im darauffolgenden Jahr die ersten Erntewagen von den Feldern kamen, wurden sie mit Jubel und Dankgottesdiensten begrüßt. Im Nachdenken über die Hungersnot kam es zum Erlass des Königs Wilhelm I, dass jährlich am 28.September ein landwirtschaftliches Fest stattfinden soll, zum ersten Mal im Jahr 1818. Die Fruchtsäule erinnert bis heute wie ein überdimensionierter Erntedankaltar an die Anfänge dieses Volksfestes. Mitten im Festtrubel steht sie wie ein mahnender Zeigefinger als Denk- und Dankanstoß für alle, die ihn wahrnehmen.
Vieles hat sich in der Geschichte dieses Festes verändert. Im Mittelpunkt stehen heute Fahrgeschäfte, die für den großen Kick sorgen sollen und vor allem die immer größer werdenden Zelte, in denen das Gegenteil von Hungersnot und Verdursten bis zur Besinnungslosigkeit zelebriert wird. Wer ist da noch in der Lage, im Angesicht der Fruchtsäule wahrzunehmen, was für ein Geschenk es ist, satt werden zu können und sich bewusst zu machen, wievielen Menschen in dieser Welt dies nicht vergönnt ist.
Wenn in diesen Wochen in vielen Kirchengemeinden das Erntedankfest gefeiert wird, steht diese Wahrnehmung im Mittelpunkt: der bewusste Dank für die uns gegebenen Lebensgrundlagen und das Nachdenken über die Situation anderer Menschen in dieser Welt. Beides kann nicht folgenlos bleiben für das eigene Handeln im Blick auf die Gerechtigkeit in dieser Welt und den Erhalt der Schöpfung Gottes für nachfolgende Generationen.
„Wir treffen uns am Erntedankaltar!“
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