Verantwortung fürs Gesamte bedenken
Veröffentlicht am Fr, 25.07.2014
Soll irgendwo ein Windrad gebaut werden, finden sich schnell Menschen, die den Standort für ungeeignet halten, weil die Landschaft verschandelt werde, weil der Schattenwurf als lästig empfunden wird oder die Geräusche, die ein Windrad verursacht, störend wirken. Soll die Energiewende gelingen, müssen im Hochspannungsbereich Leitungen aus Norddeutschland, wo mehr Windstrom erzeugt werden kann, nach Süddeutschland gebaut werden, wo der Strom benötigt wird. Gegen Pumpspeicherwerke sprechen sich Naturschützer aus, wo doch unstrittig ist, dass Strom, der nicht immer zur Verfügung steht, gespeichert werden muss.
An die Verantwortung für das Gesamte wird nicht gedacht. Man verfährt nach dem Gedanken: Die Energiewende ist gut, solange ich nicht betroffen bin. Dabei geht es längst nicht mehr nur um den Ersatz für die Stromproduktion stillgelegter und stillzulegender Atomkraftwerke. Durch unseren Energiehunger finanzieren wir indirekt manche Kriege und terroristische Gruppen. So finanziert Saudi-Arabien auch mit unserem Geld, das wir für das Öl bezahlen, Terrorgruppen im Irak, in Syrien und Afghanistan. Russland ist dringend auf das Geld aus seinen Erdgaserlösen angewiesen. Eine gelingende Energiewende wäre gegenüber Putin langfristig ein ordentliches Drohpotential. Ganz abgesehen davon, dass die Energiewende gelingen muss, wollen wir eine Chance haben den Klimawandel zu verlangsamen.
Was soll da das Klein-klein der Proteste gegen Windräder, gegen neue Stromtrassen, gegen Pumpspeicherwerke? Warum nicht auch einmal zurückstecken, weil man die Notwendigkeit erkannt hat, dass ein großes Projekt gelingen muss? Warum nicht ein Stück weit Nachteile in Kauf nehmen, damit man zum Vorteil des Ganzen ein paar Schritte weiterkommt?
Ein christlicher Grundgedanke ist, dass Belastungen gemeinsam getragen werden. Dass einer auf den anderen achtet, damit keiner zu viel tragen muss. Dass man aber bereitwillig Lasten übernimmt, wo die Kraft dazu vorhanden ist und die Notwendigkeit dazu besteht. Paulus schreibt das an die christlichen Bewohner in der Landschaft Galatien so: Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. (Galater 6, 2)
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