Sport, keinen Kommerz!
Veröffentlicht am Fr, 14.02.2014
Mir gefällt die Kleidung, die unsere deutschen Sportler bei der Olympiade in Sotchi tragen, das bunte, etwas schrille Outfit, das etwas an Olympia1972 in München erinnert. Und besonders gut finde ich, dass die Sportler in Sotchi nicht wie wandelnde Litfaß-Säulen auftreten, wo man vor lauter Werbung kaum noch die Farbe der Jacke sieht. Es ist gut, dass die olympischen Statuten hier Grenzen setzen.
Die Realität des Sports jenseits der zwei Wochen Olympia ist aber eine andere: Politiker benützen sportliche Großereignisse, um sich selbst gut in Szene zu setzen oder von Problemen im eigenen Land abzulenken. Präsident Putin ist nicht der Erste, der olympische Spiele dazu benützt, um seinem zerrissenen Land neuen Glanz zu verleihen. 38 Milliarden Euro hat er sich das kosten lassen.
Sport, Leistungssport ist eine schon längst zu einem Riesengeschäft geworden, in dem es um Milliarden geht. Prof. Digel hat das in seinem Referat beim Neujahrsempfang des SV Salamander Kornwestheim drastisch beschrieben: „Der Hochleistungssport ist Teil einer Lotteriegesellschaft, in der der Wunsch, Millionär zu sein oder zu werden, nahezu alles prägt. Bereicherung ist angesagt. Manager bereichern sich an Athleten, Athleten bereichern sich an ihren Konkurrenten, Pseudotrainer bereichern sich am Berufsstand der Trainer, allerlei Agenturen bereichern sich auf unterschiedlichste Weise am Sport. Der Sport schafft dabei in einem kaum noch nachvollziehbaren Ausmaß unverdiente Reichtümer….“ Vorgestern las ich: Der FC Bayern München hat nach dem finanziellen Einstieg des Allianz-Versicherungskonzerns einen Unternehmenswert von 1,3 Milliarden(!) Euro, Borussia Dortmund einen von „nur“ 230 Millionen.
Solche Nachrichten sind geeignet, mir meine Freude am Spitzensport, an Olympia und Bundesliga zu verderben. Mir ist zunehmend unwohl, wenn der Sport mehr und mehr von den Gesetzen des Kommerzes beherrscht wird und Milliardäre und Konzerne Vereine übernehmen und der Erfolg eines Vereins vor allem davon abhängt, wieviel Geld er seinen Spielern zahlen kann.
Ich wünschte mir, dass nicht nur an Olympia die Trikots der Sportler ohne Werbung sind. Ich wünschte mir, dass wir die Entwicklung des Sports als Gesellschaft und als einzelne kritischer begleiten und protestieren, wenn bei Spielertransfers 10, 20 oder 50 Millionen fließen. Es war auch gut so, dass die Bevölkerung von Oberbayern letztes Jahr Nein gesagt zu einer weiteren Olympia-Bewerbung, die viel kostet und nur wenigen nützt. Ich wünsche mir wieder mehr Menschen, die aus Spaß und Freude Sport betreiben und nicht nur, um erfolgreich zu sein und Meistertitel zu gewinnen.
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