Restlos glücklich
Veröffentlicht am Fr, 09.10.2015
von Hans-Jürgen Winkler
Gemeindereferent / Kath. Kirche, Kath. Kirchengemeinde St. Martinus Kornwestheim
und in so manchem Religionsunterricht ist dieses Thema gerade ganz aktuell. Mich hat das sensibilisiert über den Wert von Lebensmitteln und den Umgang mit ihnen stärker nachzudenken. Schon das Wort Lebens-mittel reizt zum Innehalten. Was ist wirklich ein not-wendiges Mittel zum Leben? Ein ganz existentielles Mittel zum Leben ist unsere tägliche Nahrung. In unserer Wahrnehmung scheint das etwas Selbstverständliches zu sein. Die Supermärkte haben fast rund um die Uhr offen. Geht man dann durch die bestens gefüllten Regalreihen erschlägt eine fast das vielfältige Angebot. Auf der Suche nach „meinem“ Mehl frage ich mich manchmal, wer all die anderen Sorten und Varianten von Mehl wohl kauft?!Das Erntedankfest stellt scheinbar Selbstverständliches in Frage und macht die Abhängigkeit des modernen Menschen von der Natur deutlich. Technische Errungenschaften erleichtern das Säen, Wachsen und Ernten von Lebensmitteln, aus sich heraus erschaffen sie aber kein einziges Weizenkorn. Ohne gute klimatische Verhältnisse, ohne eine „wohlwollende Natur“, kann auch aller menschlicher Fleiß wenig vollbringen. Für die Kinder im Religionsunterricht der Grundschule ist klar, wem dafür zu danken ist: Gott. Gott als den Geber, den Schenkenden dieser guten Gaben zu sehen, ist heute nicht mehr selbstverständlich. Unabhängig von Religion und Konfession wird der Wert von Lebensmitteln und der verantwortungsvolle Umgang mit ihnen von immer mehr Menschen gesehen und gelebt.
Das ist gut so, denn die nüchternen Zahlen der Statistik sprechen eine deutliche Sprache. Durchschnittlich 82 kg Lebensmittel pro Person und Jahr werden in Deutschland weg geworfen. Für jeden, der auf diesem Hintergrund sein eigenes Konsumverhalten kritisch überprüft, wird das immer wieder zu einer Anfrage an das eigene Tun und Lassen.
Es gibt bereits Initiativen, die sich um diesen Wohlstandsmüll kümmern: Unter www.zugutfuerdietonne.de macht z.B. das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung auf diese alltägliche Verschwendung von Lebensmitteln aufmerksam. Mit Selbsttests, Tipps zur Lagerung von sensiblen Lebensmitteln und Rezeptvorschlägen für schnell zu verbrauchende Lebensmittel soll hier Veränderung im täglichen Handeln bewirkt werden. Die Tafeln servieren diese überschüssigen Lebensmittel schon seit Jahrzehnten Bedürftigen, Foodsharing-Netzwerke tauschen übers Netz ihre Lebensmittel aus. Und in Berlin soll im Herbst das erste Restaurant deutschlandweit eröffnet werden, das mit „geretteten Lebensmitteln“ kocht. Und der Name des Restaurants ist Programm. Es heißt: „Restlos glücklich“.
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