Mit Worten auf der Suche nach Leben
Veröffentlicht am Fr, 11.07.2014
Dass die Waffen schweigen, wünsche ich mir. Aber an vielen Stellen „sprechen“ Waffen. Wie gering ist das Vertrauen in die eigene Sprache, wenn die scheinbar Mächtigen und Starken in unserer Welt Waffen sprechen lassen?
Dass wir miteinander reden, die wir unterschiedliche Wurzeln haben und darüber Staunen, wie gut wir einander verstehen in den Alltagserfahrungen oder mit der unterschiedlichen Art zu glauben, das wünsche ich mir. Und manchmal finde ich dann auch keine Worte mehr, wenn ich höre, welche Schicksale Menschen mit hierher bringen.
Dass ein Verbandspräsident nach dem Fußballspiel Brasilien-Deutschland lieber schweigen würde, statt überheblich und unsensibel im Gastgeberland des Verlierers von einem historischen Tag für den Fußball in der Welt zu jubeln, das wünsche ich mir.
Dass deutsche 6.Klässler_innen mit türkischem Migrationshintergrund nicht danach gefragt werden, wie sie den Auftritt des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan in Köln bewerten, sondern selbstverständlich zum Beispiel nach Joachim Gauck, das wünsche ich mir.
Dass viele begreifen, wie wertvoll die Poesie der Sprache ist, das wünsche ich mir. Sie wird oft schmerzlich vermisst von Menschen, die das Poetische in ihrer ursprünglichen Muttersprache nicht kennen gelernt haben, weil sie hierher gekommen sind und hier in der neuen Sprache es nicht entdecken konnten, obwohl sie die Sprache perfekt beherrschen.
Am Anfang: das Wort – So beginnt die Schöpfungsgeschichte der Bibel.
Mit Worten auf der Suche nach Leben, so hat der Schriftsteller Reiner Kunze seine Arbeit umschrieben.
Das bestärkt mich in meinen Wünschen.
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