Veröffentlicht am Fr, 13.12.2013
Tannenzweige, Kerzen, Sterne - noch manche Advents-Symbole wären zu ergänzen. Ein Schiff gehört überraschenderweise auch dazu.1. Es kommt ein Schiff, geladen bis an sein’ höchsten Bord,
trägt Gottes Sohn voll Gnaden, des Vaters ewigs Wort.
2. Das Schiff geht still im Triebe, es trägt ein teure Last;
das Segel ist die Liebe, der Heilig Geist der Mast.Mit Schifffahrten verbinde ich Abenteuer, Forschungsreisen, aber auch die großen Auswanderungsbewegungen vergangener Jahrhunderte. Das waren Aufbrüche aus Europa:
Hamburg, Bremerhaven, Glasgow, Liverpool, Le Havre, Marseille, Genua, Neapel, Venedig, Oslo, Bergen, Trondheim, Göteborg.
Heute ist es umgekehrt: Europa wird zum Ziel, zur Hoffnung für Menschen, die nicht in ihrer Heimat bleiben können.
Es war jetzt im November in Izmir an der türkischen Mittelmeerküste: Anisa Hemidi und Galib Al Sayed, ein junges syrisches Flüchtlingspaar mit einem drei Monate alten Baby berichteten:
Unser Haus in Syrien wurde zerstört ... Wir versuchten, zusammen mit anderen Flüchtlingen in einem Boot Griechenland zu erreichen … Kurz vor der Küste wurden wir gestoppt … Die griechische Küstenwache brachte uns in ein Gebäude … Draußen vor dem Gebäude wurden Menschen geschlagen … Wir mussten zurück in unser Schlauchboot … Das Boot wurde von der Küstenwache mit einem Messer beschädigt … Der Motor wurde abmontiert … Uns wurden unsere Handys abgenommen … Sie ließen uns auf dem offenen Meer zurück … Einer von uns hatte sein Handy versteckt und rief den türkischen Notruf ... Die türkische Küstenwache hat uns gerettet. (Quelle: Pro Asyl)
Ein Schiff auf dem Wasser – ein Bild fürs Leben, von dem ich nicht weiß, was es bringt.
4. Zu Bethlehem geboren im Stall ein Kindelein,
gibt sich für uns verloren; gelobet muss es sein.
5. Und wer dies Kind mit Freuden umfangen, küssen will,
muss vorher mit ihm leiden groß Pein und Marter viel,
6. danach mit ihm auch sterben und geistlich auferstehn,
das ewig Leben erben, wie an ihm ist geschehn.
Geboren werden und das Leben verlieren, Freude und Leid,
Umarmen vor Glück und in großer Not,
Auferstehung, Leben das durch den Tod gegangen ist…
All das in eins denken, das fällt mir schwer,
da komme ich an die Grenzen, dessen was ich verstehen, begreifen kann.
Der Liederdichter Daniel Sudermann hat aus einer älteren Vorlage dieses Adventslied gedichtet. Er hat um 1600 lange in Straßburg und Basel gelebt und die Schiffe gesehen, wie sie auf dem Rhein flussaufwärts und -abwärts unterwegs waren. Einmal, so wird erzählt, hat das Licht– wie in einem Traum – solch ein Schiff in ein Glitzern und einen Glanz getaucht. Das Glitzern und der Glanz, diesen Traum und die harte Wirklichkeit der Menschen seiner Zeit, hat Sudermann in seinem Adventslied ineinander verwoben. Ein Schiff, unterwegs mit kostbarer Last, kommt an. Advent. Und das Kind das zur Welt kommt, seine Geschichte öffnet sich für die Schicksale anderer und dafür, dass wir ihm zur Seite stehen. Pfarrerin Elserose Haug
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