Wie kann Frieden werden?

Veröffentlicht am Fr, 09.02.2024
von Horst Rüb
Pfarrer, Evang. Kirchengemeinde Kornwestheim - Pfarramt Martinskirche -

Dieses anrührende Bittgebet wird Franz von Assisi zugeschrieben. Mir fällt es leicht, einzustimmen. Nur, das dann im Alltag umzusetzen, das gelingt oft nicht so gut.
Wieviel Streit und Unfrieden gibt es in den Familien oder unter Nachbarn. Ein kleiner Anlass genügt, und man ist jahrelang zerstritten, wenn nicht gar verfeindet. Und, wen wundert es, meist geht es um Geld, Erbe, Besitz.
Aber auch in der großen Politik reiht sich Konflikt an Konflikt. Der Ukrainekrieg will nicht enden, und wie soll es in Palästina einmal Frieden geben, wo man sich gegenseitig so ent-setzliches Leid zugefügt hat?
Und doch sehnen sich die allermeisten Menschen nach Frieden. Er ist auch möglich, aber Frieden kommt nicht von selbst. Wir müssen auch etwas dafür tun. In der Bibel finden sich dazu hilfreiche Hinweise. „Wenn dein Feind Hunger hat, gib ihm zu essen. Und wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken.“ Dies allein zu denken, verändert den Blick auf den Konflikt. Man entdeckt, im Feind, im Gegner, steckt ein Mensch. Vielleicht sogar ein armer, hilfsbe-dürftiger Mensch, der leben will, wie ich. Jemand, der sich genauso nach Frieden sehnt, wie ich selbst.
Jesus hat es noch mehr zugespitzt: „Liebt eure Feinde. Und wenn dich einer auf die rechte Backe schlägt, dem halte auch die andere hin.“ Auf den ersten Blick eine Zumutung.
Aber es ist der einzige Ausweg aus der tödlichen Spirale von Unrecht und Vergeltung, von Tat und Rache. Wo das Handeln vom „Wie-du-mir-so-ich-dir“ bestimmt ist, kann kein Frie-de einkehren. Es braucht eine Seite, die bereit ist, den ersten Schritt zur Versöhnung zu tun. Erlittenes Unrecht zu vergeben und die Hand zur Versöhnung zu reichen. Das Recht und die Gerechtigkeit mag am Ende dann nicht immer ganz gleichmäßig verteilt sein, aber der gewonnene Friede wiegt das um ein Vielfaches auf.