Gewohnheiten
Veröffentlicht am Fr, 19.04.2024
von Bettina Zehner
Diakonin, Evang. Kirchengemeinde Kornwestheim - Diakonat
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Wir Menschen sind Gewohnheitstiere. Gewohnheiten sind Automatismen, die unser Leben bestimmen. Sie steuern nicht nur unser Verhalten, sondern auch unser Denken und Fühlen. Sie geben uns Sicherheit und Geborgenheit. Und helfen uns so zu überleben. Wir wären sonst heillos überfordert mit unserem Alltag, wenn wir ständig über alles neu nachdenken und entscheiden müssten. Deshalb machen wir Vieles aus Gewohnheit: Müsli essen, Zähneputzen, Autofahren, zum Sport gehen, das Wasser zu lange laufen lassen, gleich nach dem Aufstehen das Handy checken, zu wenig trinken, jeden Abend ein Glas Wein trinken, ständig Süßigkeiten naschen und sorgenvoll grübeln, sich immer zurücknehmen und zuerst mal abwarten was andere sagen, denken, dass andere es eh besser haben, immer alles auf den letzten Drücker erledigen, zu dicht auffahren, das schmutzige Geschirr stehen lassen, Menschen in Schubladen stecken, ….
Gewohnheiten sind hilfreich, aber mit ihnen kommt uns etwas Wichtiges abhanden: wir sind mit unserem Denken und Fühlen nicht mehr bei der Sache, weil wir es ja gewohnheitsmäßig machen.
Es gibt gute und hilfreiche Gewohnheiten und solche, die uns und anderen schaden können. Schlechte Gewohnheiten lassen sich gar nicht so leicht ablegen. Mit schlechten Gewohnheiten können wir gar nicht so leicht brechen. Es ist gar nicht so leicht die gewohnte Spur zu verlassen. Zwischen 30 und 90 Tage braucht es laut wissenschaftlichen Untersuchungen, bis wir eine neue Gewohnheit etabliert haben. Eine schlechte Gewohnheit abzulegen, braucht noch viel länger.
Um alte Gewohnheiten durch neue zu ersetzen, müssen wir bewusste Entscheidungen treffen und brauchen einen langen Atem. Da hilft es, wenn wir jemanden an unserer Seite haben, der uns unterstützt und erinnert und es hilft, wenn wir mit uns nachsichtig sind und einen Schritt nach dem anderen gehen.
Welche Gewohnheiten dominieren mein Leben – sind sie gut, schlecht oder schläfern sie mich einfach nur ein und lähmen mich.
Wir Menschen sind Gewohnheitstiere - Jesus war auch ein Gewohnheitstier. Am Sabbath ging er in die Synagoge.
Aber sonst hatte er mit Gewohnheiten nicht viel am Hut. Schon seine Geburt fand in einer eher ungewohnten Umgebung statt. Und Jesus hat die Menschen aus ihren Gewohnheiten gerissen und sie zum Nachdenken angeregt. Er hat am Sabbath geheilt, hat die beachtet, die sonst niemand beachtet, hat die in die Mitte gestellt, die immer nur am Rand stehen, fand es wichtiger, was ein Mensch sagt, als was er isst. Hat denen eine Stimme gegeben, die schon längst verstummt waren.
Hat mit denen gestritten, die gewohnt waren, dass alles so sein musste, wie sie es gewohnt waren.
Welche Gewohnheiten dominieren mein Leben – es lohnt sich, darüber nachzudenken.
Diakonin Bettina Zehner
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