Sauregurkenzeit
Veröffentlicht am Fr, 27.08.2021
von Annette Rüb
Pfarrerin, Evang. Kirchengemeinde Kornwestheim - Pfarramt Thomaskirche
In anderen Ländern sind es eher Dürrezeiten im Sommer. Manche sagen, die Redensart von der Sauregurkenzeit gehe auf die ersten eingelegten Spreewälder Gurken zurück, die im Sommer in Berlin auf die Märkte kamen.
Heute wird von vielen der Hochsommer scherzhaft so genannt, weil viele Ferien machen und es stiller ist in den Geschäften. Auch in der Politik herrscht Sommerpause. Im Kulturleben ist weniger los. Deshalb werden die Zeitungen gelegentlich mit kuriosen Meldungen gefüllt. So fand das Wort Eingang in den Journalismus.
Sauregurkenzeit meint eine Zeit, die man durchstehen muss. Wo man verzichten muss, sich mit Wenigem begnügen oder sich etwas Besonderes ausdenken.
Viele empfinden die Zeit der Corona-Pandemie zu Recht als eine einzige lange und kräftezehrende Sauregurkenzeit. Früher, wenn im Winter kein Gemüse- und Obstanbau möglich war, konnten die Menschen auf die sauer eingelegten Gurken zurückgreifen.
Wer in diesem und im vergangenen Jahr auf Eingemachtes zurückgreifen konnte, durfte sich glücklich schätzen. Manche Familie hat wieder gelernt miteinander zu spielen. Andere lasen einander vor. Schauten alte Filme an. Es wurde viel gekocht oder in der Wohnung renoviert. Bei wie Vielen stand die Existenz auf dem Spiel! Glücklich, wer Geldvorräte besitzt, auf die zurückgegriffen werden kann! Wer Menschen hat, die unterstützen und über das Schlimmste hinweghelfen!
Es ging im Lockdown im wahrsten Sinn des Wortes ans Eingemachte. An das, was wir an Durchhaltekraft und Zuversicht in uns tragen. Was wir darüber gelernt und erfahren haben, was Menschen in der Krise guttut. Kindern und Erwachsenen.
„Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!“ Ich mag diesen Satz aus den Psalmen der Bibel. Für mich eine echte Mutmachmedizin für Sauregurkenzeiten.
Etwas Kleines zum Freuen. Trost, der mich trägt. Rat und Tat. Ein Lied für´s seelische Sommerloch: „You are the sunshine of my life…!“
Haben Sie nicht auch einiges einmachen können in diesem Jahr? Kostbare Erfahrungen bei allem Verzicht? Ich wünsche Ihnen gute, helle Momente in dieser Sommerzeit! Bewahren wir sie gut auf, bis wir sie wieder brauchen. Zuversicht aus dem Gurkenglas!
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