Angedacht
Veröffentlicht am Fr, 15.09.2006
von Karlheinz Hering
Pfarrer, Evang. Kirchengemeinde Möglingen
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Pfarrer, Evang. Kirchenbezirk LB - Bezirksämter
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Veröffentlicht am 15.09.2006
Angedacht
Loslassen ist vielleicht die größte Kunst im Leben. An der Beziehung zwischen Eltern und Kindern ist dies wohl besonders intensiv zu erleben. Von den ersten Schritten des kleinen Kindes bis zum Gang ans Grab der eigenen Eltern – ein lebenslanger Prozess, das Loslassen einzuüben.
Wie viele Eltern werde auch ich nächste Woche wieder einen wichtigen Schritt in diese Richtung tun – bei der Einschulung unserer Kinder. Der Schulweg ist länger, vielleicht auch gefährlicher als der Weg zum Kindergarten. Bald werden die Kinder ihn trotzdem alleine gehen. Durch Stundenplan und Hausaufgaben entsteht ein neuer Rhythmus. Der Alltag der ganzen Familie wird sich verändern. Die neue Lehrerin wird mein Kind in der kommenden Zeit vielleicht entscheidender prägen als ich es noch tun kann. Bald werden Freunde hinzukommen, auf die ich unter Umständen nur wenig Einfluss habe.
Dies kann Angst machen und verunsichern; nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern. Und weitere Stationen der Loslösung werden folgen; die weiterführende Schule, die Pubertät mit ihren Konflikten, die Berufswahl, der Auszug aus dem Elternhaus… Wohl dem, der sich dann gewiss sein kann, mein Kind geht nicht allein. Auch wenn ich nicht mehr mitgehen kann, es wird begleitet und beschützt.
Schon bei der Taufe, also in der Regel vor den ersten eigenen Schritten des Kindes, übergeben wir den Täufling in die Hände Gottes. Dass das Kind bei der Taufe durch einen der Taufpaten gehalten wird, ist ein schönes Symbol dafür. Es kann uns Eltern zeigen, wir haben unser Kind nicht in der Hand. Wir können es nicht festhalten, denn es gehört uns nicht. Der Täufling gehört zu Gott. Ihm können wir unser Kind anvertrauen. Und Gott verspricht dem Getauften: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage.“ Das kann das Loslassen erleichtern - nicht nur bei der Einschulung. Zur Übersicht
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