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Zum Sonntag: Geduld, Geduld!
Veröffentlicht am Sa, 11.07.2020
von Christian Lehmann
Man erzählt von einem Bauern, der seinen Reis schneller als alle anderen Bauern ernten wollte. Weil er nicht warten konnte, ging er eines Nachts heimlich in sein Reisfeld, zog ein wenig an den zarten Halmen und legte sich wieder schlafen. Am nächsten Tag staunten die Dorfbewohner nicht schlecht, dass seine Reispflanzen höher gewachsen waren als die der anderen Bauern. – Am zweiten Tag jedoch sah sein Feld erbärmlich aus. Seine Reispflanzen senkten matt ihre Köpfe oder lagen verwelkt im Wasser. Da wurde ihm klar, dass er mit seiner Ungeduld alles zerstört hatte.
Ich habe den Eindruck, auch wir müssen immer wieder Geduld lernen: Eine Pandemie verschwindet nicht über Nacht. Gesundes Wirtschaften kann man nicht einfach an Quartalszahlen ablesen. Krankheiten heilen nicht binnen kurzer Zeit. Und persönliche Sorgen oder gesellschaftliche Probleme lassen sie nicht auf Knopfdruck oder durch schnelle Maßnahmen beseitigen.
Aktionismus wie der des Reisbauern scheint zwar im ersten Moment erfolgversprechend, erweist sich aber langfristig oft genug als Schuss, der nach hinten losgeht. Da möchte man laut ins Land rufen: „Geduld, Geduld!“
Gott hätte täglich tausend Gründe, die Geduld mit uns Menschen zu verlieren. Immer wieder die gleichen Fehler! Immer wieder Neid, Streit, Ärger, Ungerechtigkeit und Unglaube! Wer würde es dem Höchsten verdenken, wenn Er uns irgendwann genervt aufgäbe: „So, jetzt reicht´s mir mit euch! Mein Geduldsfaden ist gerissen.“
Doch von Ihm heißt es: „Du aber, HERR, Gott, bist barmherzig und gnädig, geduldig und von großer Güte und Treue.“ Gott sei Dank, dass Er geduldig ist und uns nicht aufgibt! Sonst wären wir hilflos und verloren. Gottes Geduld ist unsere Hoffnung!
Pfarrer Christian Lehmann
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