Andacht- und Predigt Archiv
Zum Sonntag: Dazugehören
Veröffentlicht am Sa, 15.05.2021
von Thomas Schmückle
Auf meinen Spaziergängen durch Ludwigsburg bin ich ins Stolpern geraten. Dabei bin ich nicht hingefallen, sondern gedanklich ins Stolpern geraten. Richtig, Sie ahnen es schon- es war einer der Stolpersteine, die in unserer Stadt aufmerksam machen wollen auf das Schicksal verfolgter jüdischer Mitbürger während der Nazizeit. Gut, dass es solche Stolpersteine gibt, die gegen das Vergessen der Verbrechen gegenüber jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern mahnen. Zumal heute wieder Stimmen laut werden, die meinen, es gäbe weitaus wichtigere Themen und man müsse dahinter endlich einen Schlussstrich ziehen. Doch gerade mit dem Vergessen und Verdrängen dieser Verbrechen wird der Boden für erneute Diskriminierung bereitet. Hinschauen wo Menschen abgewertet und ausgegrenzt werden, ist ein erster, wichtiger Schritt dem Unrecht zu wehren. Gleichzeitig möchte ich sensibel werden, mich selbst so zu verhalten, dass niemand sich durch meine Sprache, durch meine Äußerungen diskriminiert fühlen muss. Bei sich selbst anfangen ist oft schwieriger als gute Ratschläge an andere zu erteilen. Es soll einfach normal sein, dass Menschen egal welche Sprache sie sprechen oder welcher Religion oder Kultur sie angehören, einfach dazugehören. Dazugehören zu unserer Gemeinschaft von Menschen die einander brauchen, nicht nur in Pandemiezeiten. Die einander wertschätzen und helfen das Leben zu bestehen. Die sich gegenseitig bereichern in ihrer Verschiedenheit und ihrer Art und Weise sich in die Gesellschaft einzubringen. „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat“. Das hat schon Paulus in Röm.15,7 als Lebensmotto den ersten Christen ans Herz gelegt. Man könnte es auch so ausdrücken: Wie Christus mir- so ich dir!
Weil ich von ihm anerkannt, ja noch mehr geliebt bin, deshalb muss ich nicht auf Kosten anderer meinen Wert unter Beweis stellen. Meine Hände werden dadurch frei, auf meinen Nächsten zuzugehen, sie oder ihn als gleichwertigen, gleichgeliebten Menschen zu sehen. So können wir miteinander leben in guter gleichberechtigter Gemeinschaft.
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