Andacht- und Predigt Archiv
Zum Sonntag: Das Gebet ist kein Zigarettenautomat
Veröffentlicht am Sa, 08.05.2021
von Friederike Maier
Pfarrerin, Evang. Kirchengemeinde Asperg
„Rogate!“ – „Betet!“, so ist der kommende Sonntag überschrieben.
Betet! Ja kann ich denn dazu aufgefordert werden? Kann mir jemand anderes sagen, wann und wie ich beten soll?
Vielleicht gehören Sie zu den Menschen, die beten - hin und wieder oder regelmäßig. Vielleicht haben Sie das Beten aber auch schon längst aufgegeben, weil Sie den Eindruck hatten: Ich rede mit einer Wand, mich hört ja doch keiner! Warum antwortet Gott nicht, warum hilft er mir nicht?
Solche Gefühle sind auch mir nicht fremd. In so einem Moment wird mir schmerzlich bewusst, dass das Gebet kein Zigarettenautomat ist: oben stecke ich was rein, unten kommt das Gewünschte raus. Reden mit Gott, das geht nicht automatisch. Das Ergebnis ist auch nicht so direkt und unmittelbar, wie wir uns das gerne wünschen. Manchmal müssen wir auf eine Antwort warten oder sie kommt anders, als wir gedacht hatten.
Beten ist ein lebendiges Geschehen zwischen zwei Gesprächspartnern, zwischen Gott und Mensch. Und wie bei einem Gespräch im alltäglichen Leben geht es dabei dynamisch zu. Ich muss meinem Gegenüber die Freiheit lassen, sich auf seine Weise einzubringen. Ich kann nicht über ihn, über sie verfügen.
Wir können beim Beten nicht über Gott verfügen. Aber wir können uns an ihn wenden im Vertrauen, dass Gott hört. Ihm sagen, was uns bewegt: fröhlich dankend, flehentlich bittend, kummervoll klagend – so wie es uns gerade ums Herz ist. Auch ein Stoßseufzer, ein lauter Aufschrei oder ein dankbarer Blick zum Himmel können ein Gebet sein, es braucht keine wohl formulierten Worte.
Probieren Sie es doch aus!
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