Andacht- und Predigt Archiv
Was aus Trümmern erwachsen kann
Veröffentlicht am Fr, 21.04.2006
Am kommenden Mittwoch jährt sich die Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl zum zwanzigsten Mal. Erstaunlich, wie viel und wie ausführlich die Medien in unserem Land darüber berichten. Andere Katastrophen sind nach so langer Zeit längst vergessen. Die globalisierte Welt mit ihrer Info-Flut hat kein gutes Gedächtnis. Warum das bei Tschernobyl wohl anders ist?
Da ist zuerst einmal die Größenordnung .Unabhängige Experten gehen von 30 000 bis 60 000 Menschen aus, die an den direkten Folgen der hohen Strahlendosis gestorben sind. Die Verantwortlichen der damaligen Sowjetunion haben alles getan, um das wahre Ausmaß zu verschleiern. Darum ist auch die Zahl der Verletzten und langsam Dahinsiechenden unbekannt. Man weiß nur: 200 000 Quadratkilometer Boden sind auf Jahrtausende hin verseucht, eine Fläche, fast so groß wie die ehemalige Bundesrepublik. Millionen leben auch heute noch in solchen Gebieten. Darunter zu leiden haben vor allem die Kinder.
Wie kaum ein anderes Unglück hat Tschernobyl uns dann die Augen geöffnet für die Risiken moderner Großtechnologien. Viele wurden aus dem Schlaf der Sicherheit gerissen, sind misstrauisch geworden gegenüber den „Experten“ und ihren Standardsätzen:: „Alles im Griff, keine Gefahr!“ Tschernobyl ist zu einem Mahnmal geworden. Nachhaltig stellt es uns modernen Menschen die Frage: Sind die Restrisiken wirklich abgeklärt? Wurde mit bedacht, dass Menschen Fehler machen bei der Bedienung und im Umgang mit immer komplexeren Technologien? Sind wir uns dessen bewusst: Die Erde gehört nicht uns, sondern Gott, dem Schöpfer. Uns ist sie nur geliehen. Auch unsere Kinder und Kindeskinder wollen und sollen darauf leben. Das gilt besonders auch im Blick auf die nach wie vor weltweit ungeklärte Frage der Endlagerung des Atommülls.
Tschernobyl hat aber auch Positives bewirkt. Seit das verheerende Ausmaß bekannt ist, hat es in aller Welt eine Vielzahl von Hilfsinitiativen hervorgebracht. Auch 20 Jahre danach sind allein in Deutschland über 500 Gruppen in der Tschernobylhilfe engagiert, organisieren Kindererholung und liefern medizinische Hilfsgüter nach Weißrussland und in die Ukraine. Sie leben, was der Apostel Paulus meint: „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen!“ Darum ist Tschernobyl nicht nur Inbegriff des Super-GAU´s, sondern auch Hoffnungszeichen.
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