Andacht- und Predigt Archiv
Vergelten und vergeben
Veröffentlicht am Fr, 17.02.2006
Ver - gelten?
- geben?
In einer 7. Klasse diskutierten wir kürzlich, ob es ein Recht auf Vergeltung gäbe. Sie kennen das: „Wie du mir - so ich dir.“ Sich nichts gefallen lassen, beruflich, oder in der Klasse; die Androhung und Durchführung von Vergeltungsschlägen unter verfeindeten Volksgruppen und Staaten, oft unter dem Deckmantel einer religiösen Mission.
In der Bibel, im Brief des Paulus an die Gemeinde in Rom steht: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ (12,21). Wir sollen auf das Prinzip der Vergeltung verzichten. Es führt nicht weiter. So wird es uns auch von Jesus in der Bergpredigt überliefert. Übereinstimmend heißt es im Koran, Sure 41,34: „Wehre mit einer Tat, die besser ist, da wird der, zwischen dem und dir eine Feindschaft besteht, so, als wäre er ein warmherziger Freund.“
Es ist entscheidend ob wir unsere Zukunft dem Prinzip der Vergeltung opfern oder ob wir auf die gemeinsamen Glaubenstraditionen vertrauen, dass durch Verzicht auf Vergeltung, Gewalt und Feindschaft überwunden werden können.
„Das funktioniert doch nicht,“ protestierten manche Schüler. „Mit der Bergpredigt kann man keine Politik machen,“ sagten Politiker. Der verstorbene Bundespräsident Johannes Rau hielt dem entgegen: „Wie kann man denn ohne Bergpredigt Politik machen?“
Die unterschiedlichen Kulturen und Religionen sind nicht das Problem. Es ist vielmehr spannend und oft auch beglückend, die gemeinsamen Glaubensüberzeugungen zu entdecken, die ein versöhntes Zusammenleben eröffnen und mich in dieser Hoffnung bestärken und dafür eintreten lassen.
Die wöchentlichen Andachten
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