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Kindermund tut Fragen kund
Veröffentlicht am Fr, 09.10.2020
von Katrin Sältzer
Bei Fragen, die den Glauben oder den Sinn unseres Lebens betreffen, ist das vielleicht besonders schwierig. Sie sind persönlich. Wir sprechen nicht so oft darüber. Die richtigen Worte fehlen. Bei manchen Dingen haben wir eher eine Ahnung als eine klare Meinung. Was passiert mit uns, wenn wir sterben? Hört Gott mich, auch wenn ich nur in meinem Kopf mit ihm spreche?
Ich glaube, es ist wichtig, dass wir Kindern auf ihre Fragen antworten. Auch dann, wenn wir selbst nicht ganz sicher sind. Es geht nicht darum, die richtige Antwort zu finden. Sondern darum, dass unsere Kinder von uns erfahren, was uns wichtig ist und aus welchen Werten wir leben. Daran können sie sich orientieren und sich, wenn sie alt genug sind, selbst damit auseinandersetzen. Es ist in Ordnung, auch etwas nicht zu wissen. „Ich weiß nicht genau, was passiert, wenn wir sterben. Aber ich glaube fest daran, dass Gott auch dann noch auf uns aufpasst.“ Im besten Fall sind die Fragen der Kinder eine Chance für uns, über manches nochmal genauer nachzudenken und uns selbst zu fragen, worauf wir wirklich vertrauen.
Der Theologe Friedrich Schweitzer schreibt, dass Kinder „ein Recht auf Religion“ haben. Er meint damit, dass wir Kindern eine religiöse Sicht auf die Welt und unser Leben nicht vorenthalten. Sondern dass wir sie als eigenständige Menschen mit ihren eigenen spirituellen Fragen ernst nehmen. Diese Fragen gehören zum Großwerden dazu. Sie gehören zu uns Menschen dazu. Kinder sollen später selbst entscheiden können, welche Rolle Religion in ihrem Leben spielt. Unsere Aufgabe ist es, ihnen mitzugeben, wofür wir stehen. Ihre Aufgabe wird es sein, zu schauen, ob sie das auch mitnehmen wollen. So wie in anderen Lebensbereichen auch.
„Mama, warum kann man den Gott nicht sehen?“ Das wüsste ich auch gerne. Ich würde ihn oder sie gerne sehen. Dann wäre manches einfacher. So versuche ich mich an einer Antwort: „Es ist so ähnlich wie bei der Liebe. Die kann man auch nicht sehen. Aber wenn du einen Menschen lieb hast, spürst du das in deinem Herzen. Man kann Liebe manchmal erkennen, an einem Kuss oder wenn jemand etwas Schönes für dich macht. So ist es auch bei Gott.“
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