Andacht- und Predigt Archiv
Veröffentlicht am Fr, 15.07.2022
von Christina Kneifel
Wo sind Orte, an denen sich Menschen in unserer Stadt gerne treffen? Diese und ähnliche Fragen hat eine Gruppe Haupt- und Ehrenamtlicher als Hausaufgabe von einem Workshop mitbekommen. Bis zu unserem nächsten Treffen sollen wir bewusst die Menschen wahrnehmen, die uns im Alltag begegnen. Der Workshop beschäftigt mich immer noch. Er fand vergangene Woche in der Johanneskirche statt. „Innovationswerkstatt Familie und Kirche“ lautet der Titel. An drei Abenden beschäftigen wir uns damit, welche Herausforderungen sich Familien heute stellen und welche Rolle wir als christliche Kirchen dabei spielen können. Nach einer Sammlung von Angeboten, die wir in unseren Gemeinden Familien anbieten, folgte ein Kurzreferat über den Alltag von Familien. Die Grundlage war der 9. Familienbericht des Bundesministeriums für Familie, Senioren Frauen und Jugend. Darin werden 4 Faktoren benannt, die den Familienalltag besonders bestimmen: Familien leben in Vielfalt. Vielfalt bezieht sich sowohl auf die Lebensform der Eltern als auch auf ihre kulturelle Herkunft (40% der Eltern in Deutschland haben einen Migrationshintergrund). Weitere Faktoren sind ausreichend Zeit für das Familienleben, das nötige Einkommen und Challenges. Darunter versteht man weitere Herausforderungen, die sich den Familien stellen z. B hohe Erwartungen in Bezug auf Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder in Erziehungsfragen. Besonders angesprochen haben mich zwei weitere Punkte: Familien mit Kindern im Kindergartenalter und in der Grundschule sind besonders offen für neue Kontakte und für religiöse Angebote. Und Familien entscheiden im Durchschnitt alle zwei Jahre neu, welche Angebote sie annehmen und wo sie sich engagieren. Ich gebe zu, nicht alles waren neue Erkenntnisse. Aber es tat gut, sie noch einmal so kompakt zu hören und mit anderen Eltern und Hauptamtlichen darüber ins Gespräch zu kommen. Besonders der letzte Punkt hat mich nachdenklich gemacht. In der Gemeinde wünschen wir uns eigentlich Kontinuität. Wir möchten Menschen in ihren unterschiedlichen Lebenssituationen begleiten und freuen uns, wenn sie auch in der Zeit zwischen den großen Festen wie z.B. Erstkommunion und Firmung sichtbar sind. Ich weiß, aber auch, dass dies nicht mehr die Realität ist. Alle zwei Jahre entscheiden sich Familie wieder neu, heißt nichts anderes als dass sich im Durchschnitt alle zwei Jahre die Herausforderungen der Familienmitglieder verändern und sie sich daran anpassen. Als in der Kirche hauptamtlich Arbeitende frage ich mich natürlich, was diese Erkenntnisse aus diesem ersten Abend für unsere Arbeit in den Gemeinden bedeutet. Sind unsere Angebote die Richtigen? Sprechen sie Familien an? Ich bin gespannt wie der Workshop im September weiter geht und was unsere Beobachtungsfragen mit dem Thema „Familie“ zu tun haben.
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