Andacht- und Predigt Archiv
Veröffentlicht am Fr, 09.12.2022
von Katrin Sältzer
Pfarrerin, Evang. Kirchengemeinde Kornwestheim - Pfarramt Heilig-Geist-Kirche
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Nicht nur für Kinder ist die Vorstellung beeindruckend, dass die Menschen damals ohne unsere technischen Möglichkeiten so etwas erschaffen konnten. Da steckt einiges an Können drin, ganz gleich, ob es einem optisch zusagt.
Beim Rundgang durch die herzoglichen Gemächer kommen mir die Sterndeuter in den Sinn, die an so einem Ort den neugeborenen König Jesus gesucht haben. Logisch ist das. Um einen Herzog oder König zu finden, macht man sich auf den Weg ins Schloss. Denn wer etwas auf sich hält, hat ein repräsentables Schloss. Das ist dazu da, Macht und Reichtum zu zeigen und die eigene Position zu sichern. So war das in Jerusalem und so war es auch in Ludwigsburg.
Der König, den die Sterndeuter gesucht haben, war freilich ganz woanders zu finden. Aber woher sollten sie das vorher wissen? Sie landeten schließlich in einem kalten und stinkigen Verschlag auf dem Acker. Unsere Vorstellung vom heimeligen Stall, wo gemütlich das Stroh knistert, verkennt das manchmal etwas.
Wo suchen und wo finden wir Gott? Das ist die Frage, die dahinter steht. Die Weihnachtsgeschichte gibt ihre ganz eigene Antwort: Nicht da, wo es glitzert, glänzt und funkelt, wo es schön und warm ist. Sondern da, wo etwas ganz anders lief als erhofft und ich enttäuscht bin. Da, wo ich eigentlich nicht hinwollte, aber nun doch gelandet bin und irgendwie klarkommen muss. Da, wo ich so gerne anders wäre. Da bleibt Gott bei mir.
Das heißt nicht, dass man schwierige Erfahrungen suchen muss, um Gott zu finden. Die gehören zu jedem Leben dazu und passieren ganz von allein. Da braucht man nichts dazu tun. Wenn ich mal wieder in so einem zugigen Stall des Lebens sitze und hoffe, dass mich keiner sieht, bin ich dort nicht allein. Auch wenn es sich so anfühlt. Da ist jemand an meiner Seite. Das neugeborene Baby, das uns zeigt, wie Gott ist. Der König mit dem Stall als Stammsitz. „Ich bin da“, sagt er, „in guten wie in schlechten Tagen. Ich bleib da.“
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