Andacht- und Predigt Archiv
Der Himmel lässt sich nur von unten entdecken
Veröffentlicht am Fr, 09.09.2022
von Stefanie Henger
Pfarrerin, Evang. Kirchengemeinde Kornwestheim - Pfarramt Heilig-Geist-Kirche
Ich bin offen für das, was mich dann erwartet, was in mir hochkommt. Ich brauche keine Erwartungen zu erfüllen, auch nicht meine eigenen.
Im Sommer tut man Dinge, die man sonst nicht tut. Erwachsene laufen barfuß (sofern der Boden nicht zu heiß ist), plantschen im Wasser, waten im Bach, manche wagen eine Wasserschlacht und schlecken Eis. Sie benehmen sich wie die Kinder – und das ist gut so!
Wann haben Sie sich zum letzten Mal ins Gras gelegt? Wann haben Sie das sanfte Stechen der Grashalme gespürt und nach oben geschaut? Vielleicht waren noch ein paar Bäume im Sichtfeld? Und dazwischen dann der weite Himmel. Die Wolken erinnern die Phantasie daran, sich Gestalten und Formen auszudenken. Sie vergehen so schnell, dass die Zeit dahintröpfelt und die Seele zu baumeln beginnt.
Im Liegen fällt mir auf: Der Himmel lässt sich nur von unten entdecken.
Erde und Himmel sind untrennbar verbunden.
Manchmal nimmt uns das, was auf der Erde geschieht so in Beschlag, dass wir nur noch auf die Erde schauen. Uns von all dem Schrecklichen, was hier passiert bannen lassen. Das lähmt einen leicht. Hoffnungslosigkeit zieht in das Herz ein. Dann tut es gut, sich hinzulegen: Die Erde zu spüren – mit ihrer Not und ihrer Schönheit. Und in den Himmel zu schauen.
„Seht auf!“ steht in der Bibel im Lukasevangelium (21,28) Seht auf! Blickt hinauf und ändert eure Perspektive.
Auf dem Boden liegend, die Erde spürend, ändere ich die Richtung meines Blickes. Ich sehe, was vorher nicht in meinem Blickfeld war. Entdecke Neues und vielleicht Unerwartetes. Betrachte Altes und Gewohntes aus einer neuen Perspektive und sehe plötzlich Neues im Alten.
In der religiösen Sprache nennt man das Gebet.
Wir sehen auf zu Gott, bei dem Erde und Himmel zusammengehören. Wir sehen auf zu Gott und symbolisch in den blauen oder bewölkten Himmel. Und lassen uns von dem liebevollen Blick inspirieren, den Gott uns schenkt. So betrachten wir uns selbst, die Mitmenschen und die Mitwelt neu.
Das ist ein Urlaubsmoment für die Seele – gut gerade auch dann, wenn die Arbeit und die Schule wieder beginnen.
Viel Freude Ihnen beim Perspektivwechsel und beim Betrachten des Himmels von unten!
Die wöchentlichen Andachten
evangelischer bzw. ökume-
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