Was trägt mich?
Veröffentlicht am Fr, 20.08.2021
von Sabine Hering
Ein großes Diskussionsthema unter den Paddlern ist die Frage nach der Schwimmweste. Die Einen sagen: Ich kann doch schwimmen! Außerdem sieht das uncool aus und man schwitzt drunter. Die Anderen vertreten die Meinung: Klar, eine Schwimmweste ist Pflicht, die kann im Notfall Leben retten (Stichwort: Kälteschock). Sie wärmt einen, wenn man nass ist, und hält einen oben, wenn man längere Zeit im Wasser verbringen muss.
Was trägt, wenn man ins Wasser fällt? Reicht es, sich darauf zu verlassen, dass man schwimmen kann? Ist es entscheidend, was die Anderen von mir denken? Was trägt im Leben, wenn es plötzlich wackelig wird und es einen vom Brett - aus dem gewohnten Alltag - holt? Wenn Wellen einen ins kalte Wasser befördern, raus aus der angenehmen Sonnenseite des Lebens? Wenn man herumgewirbelt wird und im Wasser nicht weiß, wo oben und unten ist?
Wir Christen haben unseren Glauben als Schwimmweste. Wir müssen uns nicht alleine über Wasser halten. Unser Glaube an Gott trägt uns in Zeiten, wenn es turbulent wird. Gott verspricht nicht, dass das Leben mit ihm immer auf der Sonnenseite abläuft. „Ich bin bei Euch alle Tage bis ans Ende der Welt“, sagt uns Jesus aber in seinen letzten Worten im Matthäusevangelium. Er ist da, ganz nah. Das gilt auch für uns heute noch.
Und wie schnell uns Ereignisse aus unserem doch eigentlich ganz wohlen Alltag reißen können, erleben wir in den letzten Monaten zuhauf. Wenn plötzlich Situationen eintreten, die wir nicht in der Hand haben und die unser Leben um 180 Grad drehen: Corona, Hochwasser, Unfälle, Kurzarbeit usw.
Ich trage normalerweise immer eine Schwimmweste, wenn ich auf meinem Board stehe. Sie gibt mir Sicherheit, auch wenn ich nur noch äußerst selten ins Wasser falle. Doch neulich habe ich sie vergessen und wurde unfreiwillig ins Wasser befördert. Dieser Schockmoment, das tiefe Eintauchen und die Kraftanstrengung, bis ich wieder auf dem Brett war, steckten mir tagelang in den Knochen. Auch wenn ich schwimmen kann, brauche ich solche Erlebnisse nicht öfter als nötig. Das hat mich gelehrt, nun immer zweimal zu schauen, ob die Weste auch wirklich dabei ist.
So will ich jeden Tag neu die Schwimmweste des Glaubens anziehen, um gewiss zu sein, dass Gott mich trägt und mir ganz nahe ist, egal, ob ich mich auf der Sonnenseite befinde oder plötzlich im kalten Wasser.
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