Umsonst?
Veröffentlicht am Fr, 23.07.2021
von Sabine Hering
Da war wohl nichts mehr zu machen. Nur das Entsorgen in der Mülltonne blieb mir noch.
Ich war schon etwas deprimiert. Jetzt hatte ich mich so bemüht, Dünger und eine kleine Gießkanne gekauft, damit es den Tomaten auf der Fensterbank im Wohnzimmer gut gehen würde – und dann musste ich sie aufgeben.
An den letzten Wochenenden haben wir viele junge Menschen in Kornwestheim und Pattonville konfirmiert. Wir versuchen, junge Menschen zu prägen. Wir investieren viel Zeit und Geld, um ihnen den Glauben an Gott nahe zu bringen, doch manchmal können wir dann nur noch traurig hinterherschauen, wenn einige Jugendliche nach der Konfirmation der Kirche den Rücken zuwenden und erst einmal nichts mehr von Kirche und Glaube hören möchten.
Auch in anderen Lebensbereichen versuchen wir, Menschen zu prägen. Wir kümmern uns um unsere Kinder, um Nachbarn und Freunde - tun und machen, geben Anstöße, begleiten sie lange und versuchen ihnen etwas mitzugeben. Aber irgendwann gehen die Kinder eigene Wege, Nachbarn ziehen um, Freundschaften gehen auseinander. Und manchmal fragen wir uns: Ist etwas hängengeblieben von dem, was ich versucht habe, an Werten und Glauben mitzugeben bzw. vorzuleben? Oder war alles umsonst?
Wie froh bin ich, dass es letztlich nicht in meiner Hand liegt. Ich kann mich abrackern und noch so viel tun, aber Gott ist es, der Glaube schenkt aus Gnade. „Aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es“, so schreibt Paulus im Epheserbrief 2,8. Glaube ist ein Geschenk Gottes. Bei ihm geht es nicht um Leistung.
Gott ist zum Glück anders. Er kloppt uns nicht gleich in die Tonne, wenn sich mal Maden einnisten in unser Leben oder wir unsere Blätter zeitweise hängen lassen. Er richtet uns wieder auf und tut alles, damit wir als seine Pflanze weiter gedeihen können.
Und ich glaub, dass all unser Mühen und Tun nicht umsonst ist. Auch wenn wir manchmal den Eindruck haben, dass wenig hängen bleibt bei den Menschen, um die wir uns so bemühen, bin ich fest überzeugt, dass Gott zur rechten Zeit das ein oder andere wieder aufkeimen lässt im Leben der Menschen.
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