Träume von einer besseren Welt
Veröffentlicht am Fr, 19.01.2018
Visionen davon, dass Menschen friedlich und rücksichtsvoll zusammenleben. Oder halten Sie sich an die puren Fakten und die exakten Zahlen. Helmut Schmidt soll einmal gesagt haben: „Wer eine Vision hat, der soll zum Arzt gehen." Schmidt regierte das Land mit der genauen Analyse und entschied alleine aufgrund der harten Tatsachen.
Ganz anders sein Vorgänger, Willi Brandt. Seine Vision, sein Traum von einer Aussöhnung zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern, von der Versöhnung über den Gräbern führte zur Entspannungspolitik, bei der diese Aussöhnung gelang. Diese Entspannungspolitik war auch von der evangelischen Kirche in Deutschland in ihrer Ostdenkschrift von 1965 schon gefordert worden. Der Kniefall Willi Brandts in Warschau ist dann wohl zum bekanntesten Symbol der Versöhnung zwischen West und Ost geworden.
Auch die Visionen und Träume eine Charles De Gaulle, der 1962 bei seiner Rede an die deutsche Jugend in Ludwigsburg die Vision einer deutsch-französischen Freundschaft entwickelte, haben zu einer nachhaltigen Versöhnung der ehemaligen Kriegsgegner Deutschland und Frankreich beigetragen.
Die vielleicht berühmteste Vision oder der berühmteste Traum stammt von dem amerikanischen Bürgerrechtler, Martin Luther King, der 1963 sagte: Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einem Land leben werden, in dem sie nicht nach ihrer Hautfarbe beurteilt werden, sondern nach ihrem Charakter.
Schließlich eine prophetische Vision aus dem Alten Testament: Es ist der Prophet Micha, aber auch Jesaja und andere, die die Hoffnung auf ein Friedensreich auf dieser Welt formulieren und damit über die Jahrtausende eine große Wirkungsgeschichte anstoßen. Auch Jesu Gebot von der Feindesliebe gehört in diesen Zusammenhang. Es waren Bürgerrechtler in der ehemaligen DDR, die die Verheißung des Micha aufgegriffen haben. Die Forderung nach Versöhnung und nach Freiheit haben sie damit verbunden. Denn Versöhnung kann nur freiwillig geschehen.
Alle diese Visionen, diese Träume von einer besseren Welt, haben mit dazu beigetragen, die Hoffnung auf ein gutes Zusammenleben wachzuhalten und den Zusammenhalt zu stärken. Wer eine Vision hat, sollte nicht zum Arzt gehen, sondern für seine Vision arbeiten. Unsere Welt braucht Träume und Hoffnungen.
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