Noch 100 Tage
Veröffentlicht am Fr, 18.09.2020
von Stefanie Henger
Pfarrerin, Evang. Kirchengemeinde Kornwestheim - Pfarramt Heilig-Geist-Kirche
Unsere jüdischen Geschwister feiern sogar heute Neujahr, Rosh Hashana. Sie vertiefen sich ins Gebet und bedenken ihr Leben und was darin wichtig sein soll. Aber nach unserem Kalender hat dieses so besondere Jahr 2020 noch 100 Tage. Ein guter Zeitpunkt, um sich zu überlegen, was in diesem Jahr noch wichtig für mich ist: Wen will ich sehen oder sprechen? Wem eine Nachricht schreiben, als Brief, mail oder whatsapp? Was will ich beruflich erreichen? Und für mich ganz allein: Was will ich einüben, dass es meinem Körper und meiner Seele gut geht?
100 Tage sind überschaubar. Ich mache einen Plan. Überlege mir, was ich wann machen will und muss. Der Plan sieht gut aus. Wie eine gerade, zielstrebige Linie. Im wirklichen Leben wird daraus sicher eine Strecke mit vielen Kurven und auch Umwegen.
Dennoch: Ich bleibe dabei. Ich gestalte mein Leben. Ich entscheide, welche Gedanken und Bilder, welche Musik ich auf mich wirken lasse. Ich möchte freie Zeiten und nicht nur Arbeitszeiten im Leben einplanen. Ich will bewusst mit meinem Körper umgehen. Und meiner Seele will ich es gönnen, sich jeden Abend an drei Ereignisse des Tages zu erinnern, für die ich Gott danke. Ich gestalte mein Leben. Die 100 Tage, die dieses Jahr noch bleiben, sind eine gute Zeitspanne, dies zu üben.
In einem Gebet der Bibel steht: „Meine Zeit steht in deinen Händen“ (Psalm 31).
Dieses Gebet sagt mir, dass neben all dem, was ich selbst plane, eine andere Macht mein Leben letztlich in ihren Händen hält. Alle meine Tage sind in Gott geborgen. Die Tage, an denen wir uns an einem Menschen freuen, der uns liebt. Die Tage, an denen jede Sonnenblume von der Schönheit der Welt erzählt. Und die Tage, an denen wir traurig sind, weil eine Liebe gestorben ist und sich ein finsteres Tal auftut. Jene Tage, an denen alles klappt und die Tage, an denen der Plan nicht aufgeht. Alle Tage sind in Gott geborgen. „Meine Zeit steht in deinen Händen.“ Ich plane und manchmal muss ich umplanen. Das hört sich leichter an, als es manchmal ist. Das ist aber ein guter Plan, - vor allem, wenn ich das in der Gewissheit tue, dass bei Gott kein Tag verloren ist.
Sie haben noch 100 Tage dieses Jahr. Was fangen Sie damit an? Wo atmen Sie durch – weil Ihre Tage in Gott geborgen sind?
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