Vom Fest der Kirbe
Veröffentlicht am Fr, 28.10.2022
von Ulrich Theophil
Pfarrer, Evang. Kirchengemeinde Kornwestheim - Pfarramt Johanneskirche
Pfarrer, Evang. Kirchenbezirk LB - Bezirksämter
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Der Tempel in Jerusalem wurde in der Makkabäerzeit durch die Feinde entweiht. Die Priesterschaft hat den Tempel gereinigt und für den zukünftigen Kult neu eingeweiht. Der jüdische Festtermin lag im Dezember. Das Wort Kirbe kommt von „Kirchweih“, das bedeutet, an diesem Tag wurde daran erinnert, dass eine Kirche am Ort geweiht wurde. Christliche Gemeinden haben schon sehr früh in ihrer Tradition die Weihe einer Kirche zelebriert. Zentraler Gedanke war, das Gebäude als einen heiligen Ort auszuweisen. Sie wollten die Kirche, vor allem den Altar, durch Besprengen mit Wasser und einer Salbung für Gottes Wirken bereitstellen. Es war eine Verleihung von göttlicher Kraft und Macht am Altar, es sollte eine deutliche Abgrenzung markiert werden von dem alltäglichen Leben der Menschen. Seit dem 4. Jahrhundert ist diese Tradition belegt. Im katholischen Bereich hat sich die Kirchweih bis heute gehalten. Martin Luther konnte dem wenig abgewinnnen und hat betont „es wird geheiligt durch das Wort Gottes und durch das Gebet“ (1.Timotheus 4,5). Doch Kirchweihfeste erfreuten sich höchster Beliebtheit. So können Kirchweihfeste auch von evangelischer Seite aus Ende Oktober stattfinden. Früher fand an diesem Termin oft der Basar an der Johanneskirche statt.
Kirbe wird bis zum heutigen Tag gerne gefeiert, wie jetzt an diesem Wochenende in Kornwestheim. Kirchweihfeste entwickelten sich über die Jahrhunderte zu ausgelassenen. An der Oberfläche geht es um Jahrmarkt, Verkauf und Unterhaltung. In der Tiefe geht es aber um die religiöse Frage nach der Heiligkeit im Leben. Was ist mir heilig in meinem Leben? Wo sind Orte, in denen ich Gottes Wirken in meinem Leben spüre? Dem Heiligen im Leben nachzugehen, kann nie verkehrt sein.
Denn, was mir heilig ist, das hat meist eine immense Bedeutung in meinem Leben. Für das Heilige nehme ich mir Zeit, das Heilige pflege ich und ich lass mich vom Heiligen bewegen. Das Heilige hat göttliche Dimensionen.
Viele Feste haben einen christlichen Hintergrund. Oft ist uns das nicht bewusst. Wer Kirbe feiert, denkt hoffentlich auch über das Heilige im eigenen Leben nach.
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