Botschafter christlicher Nächstenliebe
Veröffentlicht am Fr, 11.11.2022
von Sabine Hering
Ein Feuer zu entzünden war unmöglich. Gestern hatte er zum letzten Mal etwas im Magen. Er fror und hatte Hunger. „Bitte helfen Sie mir, bitte helfen Sie mir“, wimmerte er immer wieder, wenn Menschen an ihm vorbeigingen. Doch niemand schenkte ihm Beachtung.
Ein junger Mann trat in die Fußstapfen seines Vaters. Soldat wollte er werden – wie er. So trat er schon in jungen Jahren der Armee bei. Mal hier und mal dort stationiert, bekam er einiges zu sehen. Gleichzeitig war er sehr offen für den christlichen Glauben und spielte öfter mit dem Gedanken, sich taufen zu lassen. Bei seinen Kollegen war er aufgrund seines christlichen Verhaltens sehr angesehen und beliebt. Momentan war er in Amiens, Nordfrankreich, stationiert.
Und so kam es zur Begegnung zwischen diesen beiden Personen: Der junge Soldat ritt in besagter Winternacht am frierenden Bettler an der Stadtmauer vorbei. Anders als die Übrigen hielt er jedoch an. Er hatte Mitleid mit dem armen Mann. Außer seinem Schwert und seinem Mantel hatte er jedoch nichts dabei. Weder Geld noch Essen oder Trinken. Er überlegt nicht lange, sondern nutzt, was er bei sich hat: Er nimmt sein Schwert, nimmt seinen großen Reitermantel ab und teilt ihn in der Mitte. Einen Teil reicht er dem zitternden Mann am Boden, den anderen wirft er sich über die Schultern und reitet davon.
Nicht nur eine schöne Geschichte christlicher Nächstenliebe. Vermutlich haben Sie es beim Lesen erkannt: Es ist die Geschichte von Sankt Martin, zugetragen im vierten Jahrhundert.
Was lehrt uns die Geschichte heute? Empathie und Menschlichkeit? Nein, viel mehr: Martin hatte in der folgenden Nacht einen Traum. Jesus erschien ihm und sagte: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“. Martin war Botschafter christlicher Nächstenliebe.
Die Motivation hinter meinem Handeln als Christ ist nicht nur einfach „soziologisch“ oder „politisch“ oder um Ansehen zu erlangen; wir handeln aus Nächstenliebe, die in der Haltung wurzelt, dass wir in jedem Menschen, unabhängig von dessen Aussehen und Herkunft, auch Jesus sehen können.
Was kannst Du teilen? Was kannst Du einem anderen Menschen – und Jesus – Gutes tun?
Die wöchentlichen Andachten evangelischer bzw. ökumenischer Autorinnen und Autoren unter Angedacht (KWZ) werden zeitnah in diesem Archiv erfasst.
Im Gesamtarchiv finden Sie auch noch die wöchentlichen Andachten aus der Rubrik Zum Sonntag (LKZ).