Eine Kachel aus meinem Ofen
Veröffentlicht am Fr, 18.12.2020
von Stefanie Henger
Pfarrerin, Evang. Kirchengemeinde Kornwestheim - Pfarramt Heilig-Geist-Kirche
Mir wird da irgendwie warm ums Herz. Aber warum eigentlich? Vielleicht weil diese Geschenkidee so ausgefallen ist und den Anderen wirklich überrascht?
Ich stelle mir so einen Kachelofen vor und mir schwant, dass der Ofen ohne diese Kachel nicht mehr ganz so gut funktionieren würde. Der Schenkende verschenkt also etwas, das wertvoll für ihn ist und das ihm fehlt, wenn es nicht mehr da ist. Er verschenkt etwas von der eigenen Wärme und Gemütlichkeit. Und gleichzeitig erinnert ihn die fehlende Kachel immer an den geliebten Menschen, der jetzt die Kachel hat. Die Kachel stellt eine Verbindung zwischen den beiden her. Und der beschenkten Person wird es warm ums Herz, wenn sie die Kachel in der Hand hat. Es ist beinahe so, als ob sie sich selbst am Ofen wärmt und sich an den Anderen anschmiegt, ihn spürt.
Der Gedanke führt mich weiter zu einer Zeile aus einem anderen Gedicht von J.Ringelnatz: „Sei eingedenk, dass dein Geschenk du selber bist“. Gute Geschenke tragen immer auch etwas von uns selbst in sich! Das gelingt nicht jedes Mal. Muss es auch nicht. Aber in den Sternstunden des Schenkens, da ist es so.
Weihnachten ist für mich so eine Sternstunde des Schenkens. Weil Gott sich selbst verschenkt. Er kommt uns nahe und wird ein kleines Kind. Er verschenkt sich in seiner Liebe. Er reizt uns so zur Liebe, damit wir ihn, seine Geschöpfe und auch uns selbst lieben.
Ich schließe die Augen und stelle mir vor: Wie wäre es mit Gott am Kachelofen seiner Liebe zu sitzen und sich daran zu wärmen?
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