Die richtigen Zutaten
Veröffentlicht am Fr, 28.05.2021
von Martin Mohns
Pfarrer, Evang. Kirchengemeinde Kornwestheim - Pfarramt Thomaskirche
Das ließ nicht nur mein Herz höherschlagen, sondern sorgte scheinbar auch dafür, dass viele Menschen ihre Hände über dem Kopf zusammenschlagen mussten. Dieses Rezept ging so: ein weißes Toastbrot toasten. Mit Butter bestreichen. Mit Salami belegen. Das noch warme Salamitoastbrot in kalten Kaba tunken und ab damit in den Mund.
Oft wurde dieses in meinen Kinderaugen geniale Rezept nicht verstanden. Wie kann man bloß diese Dinge miteinander mischen? Für mich lag genau in der Verbindung dieser Extreme von salzig-würzig und süß das große Geschmackserlebnis. So wie es viele erleben, wenn sie Käse zu Wein essen. Oder salzige Schokolade. Da, wo sich unterschiedliche Geschmacksrichtungen treffen, da passiert etwas. Da entsteht eine Verbindung, die aus den beiden Einzelteilen mehr machen als nur die Summe der Dinge.
Am Wochenende haben wir Pfingsten gefeiert. Der Heilige Geist kam auf die Menschen herab und etwas außergewöhnliches geschah: alle konnten sich verstehen. Egal, wo sie herkamen, welche Muttersprache sie sprachen, welchen kulturellen Hintergrund sie hatten – alle waren auf einmal in der Lage zu verstehen, was die Gefolgschaft Jesu zu sagen hatte. An Pfingsten feiern wir also das Wunder der Verständigung. Das besondere daran: es ging nicht um Gleichmacherei. Nicht um Einreihen und Anpassen. Die Menschen erlebten, dass sie miteinander verbunden sind, obwohl sie so unterschiedlich waren. Sie konnten sich auf Augenhöhe begegnen in ihrer ganzen Vielfältigkeit. Das, was daraus gewachsen ist, nennen wir Kirche. Ein Ort, an dem Verschiedenheit kein Ausschlusskriterium ist, sondern eine Bereicherung darstellt.
Klar – auch in der Kirche sind Geschmäcker verschieden. Aber eines glaube ich eben doch: wo sich Menschen aufeinander einlassen, wo ihnen geschenkt wird, dass sie sich auf Augenhöhe begegnen und sie lernen, sich zu verstehen – da entsteht etwas, das mehr ist als nur ein paar zusammengewürfelte Individuen. Da entsteht eine Gemeinschaft.
Ich wünsche Ihnen, dass sie den Heiligen Geist der Verständigung und der Gemeinschaft spüren dürfen. Dass er durch Ihren Alltag wirbelt und weht. Und dass sie darüber staunen können, wenn aus zwei Dingen, die auf den ersten Blick so verschieden waren, eine neue Verbindung entsteht.
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