Im Garten
Veröffentlicht am Fr, 26.03.2021
von Annette Rüb
Pfarrerin, Evang. Kirchengemeinde Kornwestheim - Pfarramt Thomaskirche
Nach dem letzten Abendmahl hat sich Jesus dorthin zurückgezogen. Der Garten ist sein Rückzugsort, bevor sein Leidensweg beginnt. Ein Ort zum Kräftesammeln. Zur Konzentration. Ein Ort zum Nachdenken. Was habe ich erlebt? Was habe ich geschafft? Woran bin ich gescheitert? Was macht mir jetzt Sorge?
Jesus nimmt seine Freunde in den Garten mit. Es ist ein großes Glück, wenn man Menschen hat, die da sind, wenn es schwierig wird. Das müssen nicht viele sein. Wie froh waren Alleinlebende in harten Lockdownzeiten über den einen Menschen aus einem anderen Haushalt, der kommen durfte.
Wie viele gute Gespräche haben seit dem vergangenen Jahr in Gärten stattgefunden! Wegen Corona. Es waren fröhliche und traurige Gespräche. Smalltalk oder Tiefsinniges. Auch uns Pfarrerinnen und Pfarrern waren Gärten wichtige Begleiter. Trauergespräche, Taufgespräche, Traugespräche und Dienstbesprechungen fanden in Gärten statt. Auf Friedhöfen und in Parks wurden Seelsorge-Spaziergänge angeboten. Da konnte man sich an den Pflanzen freuen, hörte die Vögel singen und hatte genügend frische Luft um sich. Auch Abstand zu halten war kein Problem. Ein Garten führt Menschen zusammen. Fremde und Freunde. Jesus ging mit seinen Jüngern in den Garten. Er bittet drei aus dem engsten Freundeskreis in seiner Nähe zu bleiben. Menschlicher Beistand in dunkelsten Zeiten. Wie gut das tut, Menschen in der Nähe zu wissen, die einfach da sind. Denen man nichts erklären muss. Die etwas aushalten. Aber auch die besten Freunde können überfordert sein. Da ist auch Unverständnis, Ratlosigkeit, Hilflosigkeit. Oder einfach nur Müdigkeit.
Jesus betet im Garten. Und die Freunde sitzen in der Nähe unter alten Bäumen. Das letzte Wegstück Jesu steht bevor. In diesen Wochen denken wir an seinen Leidensweg. Besonders in der Karwoche, die mit dem Palmsonntag am kommenden Sonntag beginnt. Jesus betet und weint. Er zeigt Schwäche und lässt es darauf ankommen, dass seine Freunde ihn so sehen.
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