„Wir schaffen das.“
Veröffentlicht am Fr, 13.05.2022
von Horst Rüb
Pfarrer, Evang. Kirchengemeinde Kornwestheim - Pfarramt Martinskirche
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Angela Merkel ist für diesen Satz von vielen heftig kritisiert worden. Zum damaligen Zeitpunkt war aber die Öffnung der Grenzen die einzig menschliche Entscheidung. Wie hätte man sonst handeln können? Schusswaffengebrauch? Die Menschen verhungern lassen? Am Ende hat die Bundeskanzlerin mit ihrer Zuversicht recht behalten. „Wir“ haben viel geschafft - für und mit den Geflohenen. Es ist nicht alles gut geworden, wahrlich nicht. Doch Angela Merkels Satz hieß auch nicht: „Alles wird gut.“ Ihr Satz war ein Aufruf an alle.
Krisenmanagement geht nicht ohne Zuversicht. „Alle Dinge sind möglich, dem der da glaubt“ (Mk 9,23), sagt Jesus dem Mann, der ihn fragt, ob sein krankes Kind wieder gesund werden kann. Es geht nicht nur ums Können, sondern darum, fest daran zu glauben, dass das Kind gesund wird. Der Mann bleibt nicht einfach am Bett seines Kindes sitzen, sondern macht sich auf den Weg, um Hilfe zu suchen. Er findet sie bei Jesus. Der Mann vertraut darauf, dass sich mit ihm alles zum Guten wenden kann. Ohne Garantie. Aber ohne den Glauben daran, wird es keinesfalls gut werden.
Schließlich kam die Coronapandemie, ohne Aussicht, wann und ob sie überhaupt wieder zu Ende geht. Alle Maßnahmen – Kontaktverbote, Impfungen, Hilfspakete und Quarantänen – sind ein großes: „Wir schaffen das“.
Und jetzt auch noch dieser schreckliche Ukrainekrieg. Das schreiende Unrecht der russischen Machthaber und das entsetzliche Leid und die Not der Menschen in der Ukraine können einen verzweifeln lassen. Wie soll und wie kann das alles enden?
Auch dabei kommt es wieder auf die Zuversicht der Menschen an, die für ein friedliches Miteinander der Völker und Nationen kämpfen. Letztlich ist da jede und jeder von uns gefordert. Aber ohne die Zuversicht, dass wieder Zeiten des Friedens und der Versöhnung kommen, wären wir schon am Ende.
„Alle Dinge sind möglich, dem der da glaubt.“ Das ist keine Versicherung, dass alles gut wird. Doch es ist die richtige Haltung für Eltern kranker Kinder, für Verantwortliche in der Politik, in der Pandemie … kurz: für alle Menschen. Mit Gottes Hilfe. Amen.
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