Nicht Wutbürger, sondern Mutbürger Eph.4,26
Veröffentlicht am Fr, 02.09.2022
von Thomas Schmückle, Pastor Evangelisch-methodistische Kirche Bezirk Ludwigsburg
Wer kennt ihn nicht den Begriff des „Wutbürgers“ Wer sind Wutbürger? Sind es diejenigen, die unsere demokratische Gesellschaft in ihren Werten hinterfragen, weil sie sich selbst dabei in ihren Interessen zu wenig beachtet fühlen? Will man mit diesem Begriff die eigene Wut auf Minderheiten und deren Rechte rechtfertigen? Der Begriff ist schillernd und manches von dem genannten schwingt darin mit. Dabei muss Wut an sich nicht falsch sein. Wut über die ungerechte Behandlung von Menschen kann sogar wesentlich sein als Antriebsfeder, sich z.B. für Minderheiten einzusetzen. Wut wirkt allerdings dann zerstörerisch, wenn sie dazu dient den eigenen Egoismus auf Kosten anderer zu rechtfertigen. In Eph.4,26 ist auch von Wut, bzw. Zorn die Rede: Euer Zorn soll nicht dazu führen, dass ihr Schuld auf euch ladet! Lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.“ Paulus hält fest: Wut hat ihren Platz in unserem Leben. Wenn ich wütend bin, dann hat das natürlich auch mit meinen Gefühlen zu tun. Ich fühle mich verletzt, ungerecht behandelt usw. Nicht nur ich selbst, sondern auch meine Mitmenschen bekommen das zu spüren. Und das wird hier gar nicht kritisiert. Es gehört zu unserem Menschsein dazu, dass wir uns aufregen und wütend sein können. Wer das nur hinunterschluckt kann davon krank werden. Entscheidend ist aber: Wie gehe ich um mit meiner Wut? Dient sie dazu etwas zu klären? Will ich damit dem anderen signalisieren: Hier hast du eine Grenze überschritten, die mich verletzt hat? Dann wäre das auch ein Mittel der Kommunikation. Entscheidend ist, was im zweiten Teil des Epheserverses steht.“ Euer Zorn soll nicht dazu führen, dass ihr Schuld auf euch ladet!“ Wut kann leicht zu einer Dynamik führen, die uns schuldig werden lässt. Z.B., wenn ich nun meinerseits den anderen verletze oder nachtragend bin. Dann wird es immer schwieriger wieder zu einem gemeinsamen Umgang zu finden. Deshalb ermutigt Paulus zu folgendem Schritt. Lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen. Mit anderen Worten: Lasst eure Wut nicht euer Leben bestimmen, indem ihr ihr zu viel Raum gebt. Habt stattdessen Mut, der Wut und ihrer Eigendynamik eine Grenze zu setzen. Bleibt nicht „Wutbürger“, sondern werdet „Mutbürger“. Habt Mut zum ersten Schritt auf den Nächsten zu, mit dem ihr in Konflikt geraten seid. Auch das kann eine Dynamik in Gang setzen an deren Ende sogar Versöhnung stattfinden kann. Diesen Mut wünsche ich mir selbst und Ihnen liebe Leser. Versuchen Sie es heute einmal und seien Sie mutig – es lohnt sich bestimmt.
Thomas Schmückle, Pastor Evangelisch-methodistische Kirche
Bezirk Ludwigsburg
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