Angedacht
Veröffentlicht am Fr, 10.08.2012
von Ebert, Claudia
Heute ist der letzte Tag der Kinderfreizeit im Thomashaus. Eines der schönsten und aufregendsten Dinge war wohl für die Kinder das Übernachten. Für mich war es das Aufwachen am Morgen mitten zwischen den Kindern. Bevor wir das Licht ausgemacht haben, haben wir ausgemacht, dass der oder die Erste die aufwacht, noch so lange ruhig bleibt, dass alle von alleine wach werden können. Es war schon hell im Raum, wie eine Traube lagen die Kinder um mich herum, da ein Schnaufen, da ein sich regen…und mein Blick geht von Kindergesicht zu Kindergesicht die zufrieden und glücklich in ihren Schlafsäcken liegen. Kaum zu glauben, dass das hier die tobende, fast nicht zu bändigende Kinderhorde von tagsüber ist. So ruhig ist es den ganzen Tag nicht mehr. Ich atme die Stille und Ruhe der schlafenden Kinder tief ein. Welch ein kostbarer Augenblick.
Was die wahren Schätze und Kostbarkeiten sind, das zu erkennen, lehrt uns der heilige Laurentius, dessen Namensfest heute in der katholischen Kirche gefeiert wird. Der Legende nach kam Laurentius als junger Mann aus Spanien nach Rom und wird hier zum Diakon geweiht. Zu dieser Zeit verfolgte Kaiser Valerian die Christen. Er ließ den Papst gefangen nehmen und ihn zum Tod verurteilen. Als man den Papst zur Hinrichtung führte, folgte ihm Laurentius nach. Der Papst rief ihm zu: „Harre aus bei der Gemeinde, so lange es Gott gefällt. In deine Hände lege ich die Schätze der Kirche.“ Als die Soldaten von Schätzen reden hörten, nahmen sie Laurentius gefangen und führten ihn vor den Kaiser. Der wollte die Schätze der Kirche an sich bringen. Er gab Laurentius drei Tage Zeit sie herbeizuschaffen. Laurentius trug das Geld der Kirche zusammen und verteilte es an die Armen. Am dritten Tag führte er Kaiser Valerian die Armen, die Blinden und Lahmen, die Aussätzigen und Ausgestoßenen als die wahren Schätze der Kirche vor. „Siehe, das ist der unvergängliche Schatz unserer Kirche!“ Der Kaiser war wütend und fühlte sich verhöhnt und ließ Laurentius auf einem glühenden Rost verbrennen.
Mir gefällt der klare Blick des Laurentius auf die wahren Schätze. Nicht nur im Blick auf die Kirche – sondern auf jede und jeden Einzelnen. Unser Schatz liegt nicht in unserem Besitz. Dort, wo wir verwundet sind, liegt das Kostbarste das wir haben.
Laurentius wusste, wofür er lebte. Und er wusste, wofür er starb. Dieses Wissen setzt Kraft frei für das, was zu tun ist, und gibt Gelassenheit gegenüber den Dingen, die man von sich aus nicht ändern kann.
10 Jugendliche haben die Kinder im Thomashaus betreut: haben miteinander gewerkelt, gegessen, gespielt, haben zugehört und sind miteinander unterwegs gewesen. Das war ein tolles Erleben. Jedes Kind und jeden dieser jungen Menschen als einen wahrhaftigen Schatz zu erleben.
Uns allen wünsche ich, dass wir diesen Zuruf nie überhören! In Deine Hände lege ich die Schätze…Dir sind sie heute anvertraut!Claudia Ebert
Gemeindereferentin
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